Ich war in meinem ganzen Leben meinem Mann niemals untreu gewesen. Im Gegenteil, ich hatte unsere Beziehung immer als sehr innig, herzlich und sinnlich gesehen. Bis er vor einigen Wochen anfing sich immer mehr zurück zu ziehen. Anfangs schob ich sein Verhalten nur auf den Stress, den er bei der Arbeit zurzeit durchstehen musste. Doch nach und nach häuften sich die Hinweise darauf, dass er ein Verhältnis hatte. Er benahm sich komisch, fing an Dinge vor mir zu verstecken, schließlich fand ich kurz vor meinem Geburtstag zufällig schwarze Reizunterwäsche unter dem Bett versteckt, die nicht mir gehörte. Und er war gerade auf Geschäftsreise mit Terminen von morgens bis abends. „Geschäftsreise, dass ich nicht lache“, sprach ich wütend mit mir selbst, als ich die Dessous demonstrativ auf seinem Kopfkissen ausbreitete. Ich wollte am liebsten schreien und irgendetwas mit voller Wucht zerstören. Kurz entschlossen nahm ich seinen Terminplaner, den er am Tag zuvor vergessen hatte und schleuderte ihn gegen die Wand.Ich wollte mein Werk gerade so vollendet liegen lassen, als mir eine auffällig unauffällige Visitenkarte ins Auge fiel. Ich hob sie auf und las einen Frauennamen. Auf der Rückseite war einzig ihre Telefonnummer. Die Karte trug ich den ganzen Tag mit mir herum. Er meldete sich nicht, was er mir schon vorher angekündigt hatte. Und ich fühlte mich mit jeder Minute elender. Auf der Arbeit ging ich meinem ganz gewöhnlichen Trott nach und ließ mir nichts anmerken, doch als ich abends endlich allein vor dem Telefon saß, konnte ich mich nicht länger zurück halten.
Ich wählte die Nummer und wartete mit bangem Herzen, was auf mich zukam. Ich hatte mir einige Sätze zu Recht gelegt, was ich der Frau an den Kopf schmeißen wollte. „Vivianne Chatreux, Agentur für Seitensprünge. Wie kann ich Ihnen helfen?“, meldete sich eine angenehme und entgegenkommende Frauenstimme am anderen Ende und riss mir damit plötzlich jeglichen Boden unter den Füßen weg. Er hatte tatsächlich eine Agentur beauftragt? Ich war verletzt und gedemütigt und mir war nach Heulen zumute. Doch meine Kehle war zugeschnürt vor Schmerz. „Ja, guten Abend“, presste ich unglücklich hervor und überlegte fieberhaft, wie ich am besten Informationen über den Seitensprung meines Mannes herausfinden konnte, als mir eine andere Idee kam. „Vermitteln Sie auch Seitensprünge für Frauen?“ Nach wenigen Minuten war das Gespräch beendet und meine Hand zitterte immer noch. Trotzdem hielt ich das triumphierende Gefühl in mir aufrecht, dass ich Morgen, am Abend meines Geburtstages, nach Hause kommen würde mit dem befriedigenden Gefühl der Rache. Das, was mein Mann konnte, konnte ich schon lange. Und was er wohl für Augen machen würde, wenn auch er an Morgenabend Heim kam. Mit einem Gefühl des Triumphes ging ich zu Bett und malte mir die heißesten Szenen aus, die ich morgen mit dem unbekannten Mann erleben würde. Mit dem gleichen guten Gefühl wachte ich auch am nächsten Tag auf und ging zur Arbeit. Ich hatte niemandem von meinem Geburtstag erzählt und deswegen erinnerte sich auch niemand daran. Gestern wäre ich wohl noch enttäuscht gewesen, heute freute ich mich darüber. Wie bereits vor wenigen Wochen mit meinem Chef abgemacht, ging ich um zwei Uhr und setzte mich in mein Auto. Als ich mein Handy anstellte, vibrierte es kurz darauf und zeigte mir in einer SMS eine Adresse. Mit klopfendem Herzen fuhr ich zu dem Hotel. Es war ein kleines, unscheinbares Hotel.
Der Portier empfing mich freundlich und schien von meinem Vorhaben keine Ahnung zu haben. Er hatte bereits die Reservierung von mir und meinem vermeintlichen Mann entgegen genommen. „Ja, mein Mann kommt etwas später nach“, log ich ihn an und hatte das Gefühl, dass meine Lüge schon aus zehn Kilometern Entfernung aufgedeckt werden konnte. Doch der Portier blieb freundlich und ließ sich immer noch nichts anmerken. Ich war nervös, aber trotzdem fest entschlossen, es meinem Mann heim zu zahlen. Mit feuchten Händen öffnete ich die Zimmertür. Und verschwand ins Innere. Alles war sauber und das Fenster zeigte auf einen kleinen, verlassenen Garten an der Rückseite des Hauses. Ich stellte mir vor, wie er das Zimmer betrat. Ein gutaussehender Mann mittleren Alters vielleicht, ein Adonis, der mich ohne ein Wort gegen die Wand drückte und mir einen leidenschaftlichen Kuss aufdrückte. Er ließ seine Hände über meinen Körper gleiten, bestaunte und jede Bewegung schien purer Sex zu sein. Mein Herz klopfte wild in der Brust, meine Nippel drückten sich frech gegen meine Klamotten, gierten nach seiner Berührung. Meine Grotte pochte vor Verlangen und meine Küsse forderten ihm alles ab, was er mir zu geben vermochte. Anfangs war es wunderschön mit meinem Mann, aber dann ließ die Leidenschaft nach und der langweilige Alltag kehrte mit meinem vorher so lebhaften Buchhalter ein. Jetzt konnte ich mich kaum noch bändigen.
Er drückte meine Hände erbarmungslos gegen die Wand, seine Lippen wanderten meinen Hals herunter, bedeckten meine Haut mit Küssen. Mal zart, was mir einen Schauer den Rücken runter laufen ließ, mal hart, dass ich ihn anflehte mich zu nehmen. „Noch nicht“, hauchte er gegen meine unter der dünnen Schweißschicht glänzende Haut und entblößte mit gekonnten Griffen meine Nippel. Die Spitzenunterwäsche, die ich im Schlafzimmer versteckt gefunden hatte, segelte lautlos zu Boden. Ich konnte an nichts mehr denken, sein Saugen und Lecken vernebelte meine Sinne. Ich wollte, dass er mich nahm, auf der Stelle. Ich drückte seinen Kopf von mir weg. „Nimm mich, jetzt“, befahl ich ihm atemlos und er verstand. Er presste mich gegen die Wand, zog meinen Rock hoch und drang hart in mich ein. Ich stöhnte auf als mich ein kleiner, stechender Schmerz durchzuckte, der sich aber sofort in pure Lust umwandelte. Er drang tief in mich ein und füllte mich komplett aus. Mein ganzer Körper vibrierte unter seinen Stößen, die immer schneller und heftiger wurden, genauso wie unser beider Atem. Mit einem Aufschrei brachte er mich zum Orgasmus und alles um mich herum wurde still. Ein vollkommen fremder Mann drückte mich gegen die Wand. Plötzlich rutschte mir mein Herz in die Hose und ich wollte flüchten. ‚Wusste ich denn wirklich, dass mein Mann mich betrogen hatte?’, schoss es mir durch den Kopf. ‚Ich sollte ihn zur Rede stellen, statt Gleiches mit Gleichem zu vergelten.’ Auch wenn mein Mann mir das antun konnte, so war ich doch eigentlich nicht der Typ, der eine andere Person auf diese Art und Weise verletzte. Ich sprintete zur Tür, riss sie auf und rannte direkt in einen groß gewachsenen und gut gebauten Mann mittleren Alters. Ich schaute in seine ruhigen und wissenden Augen. Für einen Moment zerrte es mir den Boden unter den Füßen weg, doch dann besann ich mich eines besseren, entriss mich seiner schützenden Geste und rannte den Flur hinunter. „Ich kann das nicht“, rief ich ihm entschuldigend über die Schulter, nicht sicher, ob er das gehört hatte. Aber ich musste einfach nur weg hier. Als ich endlich im Auto saß und nach Hause raste fühlte ich mich plötzlich frei, hatte einen klaren Kopf und wusste genau, was ich zu tun hatte. Ich würde ihn zur Rechenschaft ziehen, noch heute Abend meine Koffer packen und zur Feier meines Geburtstages zu meiner Freundin ziehen, die noch nichts von ihrem Glück wusste. Dann endlich würde es ein Geburtstag sein, auch wenn selbst sie ihn vergessen hatte. Mit quietschenden Reifen fuhr ich zuhause vor. Sein Auto stand bereits in der Auffahrt, aber das Haus war dunkel. Mit einem Mal stellte ich mir vor, wie ich ihn gleich in flagranti mit der anderen erwischen würde und ich stürmte zur Haustür. Mein Blut kochte und ich hatte mir bereits alles im Kopf zurecht gelegt, was ich ihm an den Kopf schleudern würde, als die Haustür krachend hinter mir ins Schloss fiel, die Lichter plötzlich angingen und er plötzlich in einem Meer aus Rosen vor mir stand und mir freudestrahlend „Überraschung“ zuhauchte.
Ohne groß darüber nachzudenken warf ich ihm alles an den Kopf, was mich die letzten Stunden verrückt gemacht und beinahe alle meine Prinzipien in Grund und Boden gestampft hätte. Ich war so aufgebracht, dass ich die Traurigkeit in seiner Miene ignorierte und mir alles von der Seele schrie, was mich die ganzen letzten Jahre gestört hatte. Und dann gingen mir die Worte aus. Ich stand ihm gegenüber, nicht bereit auch nur einen Schritt zur Seite zu weichen. „Schatz, ich habe bei der Agentur angerufen, weil ich wissen wollte, wie ich dich am besten verführen kann. Ich habe selbst gemerkt, dass du die letzten Jahre viel zu kurz gekommen bist und wollte mich für all deine Geduld, Liebe und Unterstützung gebührend revanchieren.“ Traurig blickte er mich mit seinen braunen Augen an. Auf einmal hatte er mir den ganzen Wind aus den Segeln genommen und ich fühlte mich elendig. Doch bevor ich auf der Couch zusammen sank und meinen Tränen freien Lauf lassen konnte, war er mit zwei großen Schritten bei mir, nahm mich in den Arm und bedeckte meine Lippen mit süßen Küssen. „Ich liebe dich doch, mein Engel“, hauchte er mir immer wieder auf meine Haut und ich fühlte mich genau wie bei unserem ersten Mal. Überwältigt von diesem Liebesbeweis und der Leidenschaft sanken wir zusammen auf den Boden und liebten uns die ganze Nacht. Die Leidenschaft war zurück gekehrt. In dieser Nacht war ich glücklicher denn je, meinem Mann niemals untreu gewesen zu sein und er entschädigte mich mit purem Vergnügen der Lust für die ganzen letzten Wochen.